+++Interview+++ Was hat sich Merz dabei gedacht? Diese Frage bewegt die Republik spätestens seit Mittwoch. Und ab Freitag ist klar: Kein Rückzug bei dem Versuch, einen Politikwechsel in der Migrationspolitik durchzusetzen. Mit Manuel Mehlhorn von den Tagesthemen der ARD habe ich über den Kurs von Friedrich Merz gesprochen, anlässlich der Abstimmung über das Zustrombegrenzungsgesetz am Freitag im Bundestag (hier ab Minute 15:25). In dem kurzen Ausschnitt wird die taktische Seite des Vorgehens angesprochen – und die scheint mir fehlerhaft zu sein: Wer eine deutliche Führung in den Umfragen ohne Not aufs Spiel setzt, geht ein hohes Risiko ein.
Und worin besteht das Risiko? Die Brandmauer wird von großen Teilen der Bevölkerung befürwortet. Mit den Abstimmungen am Mittwoch und Freitag ist diese Diskussion über die Brandmauer brandaktuell – und sie wird es nun für den Rest des Wahlkampfes über bleiben und diesen bestimmen. Deswegen musste Merz sehr sicher sein, dass ihm die eigene Partei folgt und in dieser Frage Geschlossenheit zeigt. Aber in der Kombination Migration/AfD-Zusammenwirken wird die Trennung zwischen Merkelianern und Merzianern wie in kaum einer anderen Frage besonders sichtbar. Geschlossenheit ist jedoch »alternativlos«, um in der medialen Hitze zu bestehen.